Eine der tragischsten Figuren des Mythos: Er löst in seiner "Klugheit" das Rätsel der Sphinx und weiß nicht einmal, wer er selbst ist. Er begeht in dieser Unwissenheit ohne persönlich zurechenbare Schuld die größten Frevel: Vatermord und Inzest mit seiner Mutter. Er ist Sohn des Laios und der Iokaste. Als Kind ausgesetzt und gerettet, wächst er am Hof des Königs Polybos in Korinth heran. In hält er für seinen Vater. Als in ihm Zweifel gesät werden, befragt er das Orakel in Delphi. Dort prophezeit man ihm, er werde seinen Vater töten. Er erfüllt das Orakel, indem er es vermeiden will: Er geht nicht mehr nach Korinth zurück, trifft unterwegs auf seinen leiblichen Vater, erschlägt ihn (ohne ihn zu kennen) im Streit, löst das Rätsel der Sphinx von Theben und erhält als Lohn die Königin Iokaste, seine Mutter, zur Frau. Mit ihr zeugt er seine Kinder und zugleich Geschwister: Eteokles, Polyneikes, Antigone und Ismene. Die Ödipus-Tragödie des Sophokles zeigt, wie Ödipus sich selbst Schritt für Schritt bedingungslos als Täter entlarvt, als die Pest über Theben hereinbricht und den Frevel zu sühnen zwingt. Als er die Dinge endlich im Lichte der Wahrheit sieht, blendet er sich. Im Athen des Theseus fand er auf dem Kolonos Zuflucht und letzte Ruhe.
Rezeptionen:
George Enescu - Oedipe, Tragédie lyrique in 4 Akten (6 Bildern), Text von Edmond Fleg. Uraufführung: 10. März 1936 Paris
Oedipus Rex - Oratorische Oper in zwei Akten nach Sophokles, Text von J. Cocteau; Lat. von J. Danielou, Musik von Igor Stravinskij - 30. Mai 1927 in Paris nur konzertant aufgeführt. Szenische Uraufführung 1928 in Berlin. 1948 arbeitete Strawinsky umgearbeitet.